Ein schöner Tag, die Sonne scheint. Leise schnurrt der Saugroboter durchs Wohnzimmer, im Badezimmer läuft die Waschmaschine mit der feinen Tischwäsche für besondere Anlässe, und in der Küche sorgt der Geschirrspüler für makellos sauberes Besteck und streifenfreie Gläser. Die Gäste sollen sich beim Abendessen ja nicht an Lippenstiftspuren und eingetrockneten Flecken stören. Die Heizung im Ess- und Wohnzimmer hat sich von selbst ausgeschaltet, weil gerade die Fenster offen sind. Schnell noch lüften, bevor alle kommen und mit Einbruch der Dämmerung die Rollläden automatisch runtergehen! Die Nachbarn müssen schließlich nicht alles sehen.
Bloß Fiktion? I wo!
Das alles ist schon Realität. Sie nennt sich „Smarthome“. Im „klugen Zuhause“ sind verschiedene Geräte wie Thermostate, Rollläden, Geschirrspüler, Waschmaschine, Photovoltaikanlage oder auch Lampen und E-Ladestationen intelligent miteinander vernetzt. Der Thermostat zum Beispiel regelt die Heizung automatisch herunter, wenn ein Fenster offensteht oder niemand im Haus ist. Die Waschmaschine startet von selbst, wenn die Photovoltaikanlage am Dach oder am Balkon gerade viel Strom produziert.
Bei längerer Abwesenheit – zum Beispiel im Urlaub – kann sogar die gesamte Wohneinheit in einen Stromsparmodus versetzt werden. In diesem Modus werden alle elektronischen Geräte außer Kühl- und Gefrierschrank vom Stromnetz getrennt und die Heizung heruntergefahren. Kurz bevor man wieder nach Hause kommt, wird die Heizung hochgefahren, damit es bei der Ankunft schon angenehm warm ist. Die Geräte lassen sich praktisch per App aus der Ferne steuern.
Energiesparende Bequemlichkeit
Das Ziel von Smarthomes: Wir sollen es nicht nur bequem haben, sondern dank Digitalisierung auch Energie und Geld sparen. Damit das funktioniert, brauchen wir zunächst entsprechende Steuerungseinheiten in den betreffenden Geräten und einen „Smart Meter“. Das ist ein unscheinbares elektronisches Kästchen, das den guten alten Stromzähler im Keller bzw. im Vorzimmer ersetzt. Der Smart Meter misst rund alle 15 Minuten den Stromverbrauch und übermittelt die Daten automatisch an das Energieunternehmen zur Abrechnung. Und: Es ermöglicht einem selbst das Ablesen des Stromverbrauchs. So können heimliche Stromfresser im Haushalt leichter aufgespürt werden.
Und was ist mit der Nachhaltigkeit?
Smarthomes können uns das Leben richtig bequem machen und unseren Energieverbrauch bedarfsorientiert steuern. Aber: Sind sie auch nachhaltig? Je nach Ausgestaltung der Systeme verbrauchen sie womöglich mehr Strom als sie einsparen. Hier die vier größten „Fallstricke“:
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„Always on“: Smarte Haushaltsgeräte sind über Funk oder Internet miteinander verbunden und tauschen laufend Daten aus. Das braucht Strom. Durch das vernetzte Standby bzw. die kontinuierliche Empfangsbereitschaft der Geräte kann dann der Stromverbrauch mögliche Einsparungen sogar übersteigen.
➜ Tipp: Auf einen möglichst niedrigen Standby-Verbrauch achten bzw. das System vom Netz nehmen, wenn es gerade nicht gebraucht wird.
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Dauersauber: Haushaltsgeräte wie Saugroboter sind – das zeigt die Praxis – deutlich öfter im Einsatz als manuell betriebene Staubsauger, denn die Möglichkeit der mühelosen Reinigung dürfte unser Sauberkeitsempfinden verändern. Häufigeres Saugen führt aber zu einem höheren Energieverbrauch. Ähnliches gilt für den Mähroboter im Garten oder für das Wäschewaschen und das Geschirrspülen: „Es macht ja eh die Maschine“, denken wir.
➜ Tipp: Dauerbetrieb vermeiden und Geräte nur bei echtem Bedarf einsetzen.
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Technisch effizient: Untersuchungen zeigen: Durch technische Neuerungen werden Haushaltsgeräte effizienter und dadurch öfter genutzt. Damit geht die Energie, die durch den Effizienzgewinn eingespart wurde, wieder flöten. Oder schlimmer: Mit dem eingesparten Geld aufgrund des Effizienzgewinns werden zusätzliche Geräte angeschafft, die die Energiebilanz erst recht verhageln. „Rebound-Effekt“ nennt das die Wissenschaft.
➜ Tipp: Überlegen, welche Geräte und technischen Features tatsächlich benötigt werden.
R wie Recycling und Reparatur
Wenn wir die Vor- und Nachteile von Smarthomes abwägen, sollten wir auch die Frage nach dem Recycling und der Reparatur von Elektrogeräten stellen:
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Chip, Chip, hurra? Damit die smarten Haushaltsgeräte miteinander kommunizieren können, haben sie Chips eingebaut. Diese sind in ihrer Herstellung ressourcenintensiv und brauchen nicht-erneuerbare Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und seltene Erden. Hinzu kommen eingebaute Energiespeicher in Form von Batterien und Akkus, die ebenfalls wertvolle Ausgangsmaterialien enthalten.
➜ Tipp: Wiederaufladbare Batterien verwenden und recyclingfähige Geräte anschaffen.
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Obsoles…was? Man kennt das: Das Gerät selbst wäre noch voll funktionsfähig, aber für die Software, die zur Steuerung darin verbaut ist, gibt es kein Update mehr. Man nennt das „Software-bedingte Obsoleszenz“. Das Gerät landet dann im Müll oder bestenfalls am Schrottplatz.
➜ Tipp: Bei der Anschaffung auf die weitere Verwendbarkeit achten.
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Psychofalle: Durch immer neue, zusätzliche Funktionen und Features verleiten smarte Geräte zum erneuten Kauf. Zwar läuft das vorhandene Gerät noch ganz wunderbar, aber der Nachbar oder die beste Freundin hat schon die nächste Generation davon. Das noch funktionierende Teil landet dann ebenfalls – richtig … am Schrottplatz.
➜ Tipp: Vor der Anschaffung zweimal nachdenken und das Teil doch nicht kaufen, wenn es nicht unbedingt gebraucht wird. 😉
Apropos Schrott …
In der EU werden pro Jahr mehr als 14 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte verkauft. Die Gesamtmenge der gesammelten Elektro- und Elektronikgeräte zur Entsorgung liegt bei rund fünf Millionen Tonnen pro Jahr. Allein in Österreich werden pro Kopf und Jahr rund 16 Kilogramm Elektrogeräte entsorgt.
Abhilfe soll das neue EU-weite „Recht auf Reparatur“ schaffen, das Anfang Februar beschlossen wurde. Es sieht vor, dass Geräte wie Smartphones, Staubsauger, Waschmaschinen oder Geschirrspüler künftig auf Wunsch der Kundinnen und Kunden repariert werden müssen. Finanzielle Unterstützung für Verbraucher:innen gibt es jetzt schon (und längst 🙂) mit dem Reparaturbonus.
P.S.: Wenn es um Smarthomes geht, geht es natürlich auch um Datenschutz. Damit die über Internet übertragenen Daten vor unerwünschten Zugriffen von außen sicher sind, sollten starke Passwörter verwendet und die Software der Geräte regelmäßig upgedatet werden.